Eine Ansammlung von Kinderfahrzeugen sorgte am 9. Juli 2021 im rheinlandpfälzischen Morbach (D) für Aufregung. Die Gefährte, die zu einer Drive-In Autorenlesung kamen, gaben keine Motorgeräusche oder Abgase von sich, was die Besucherschar allerdings mit lauten Ausrufen sowie Geklingel und viel Gehupe wettmachte. Was war so besonders an der Lesung von Kinderbuchautor Stefan Gemmel, die als »Drive-In« im Freien konzipiert war?
Vor Bobby-Car und Dreirad – Gemmel liest mit vollem Körpereinsatz
Als wegen der Corona-Pandemie weltweit immer mehr Konzerte, Lesungen und andere Freizeitaktivitäten ausfielen, mussten die Verantwortlichen ständig neue kontaktarme Konzepte für Veranstaltungen entwickeln, um den laufend angepassten Infektionsanforderungen zu entsprechen. Auch Autokinos erlebten ein Revival und damit auch Variationen wie Drive-in-Konzerte und andere Events in diesem Format. Doch wie kann man Kindern, die altersbedingt noch keinen Führerschein haben, ein ähnliches Erlebnis ermöglichen und dabei die Abstandsregeln einhalten?
Für die Lesung aus seiner Besteller-Kinderbuchreihe »Im Zeichen der Zauberkugel« (Carlsen Verlag, D) hatte Stefan Gemmel eine Lösung parat: anstatt in Kraftfahrzeugen sollten die kleinen Zuhörenden auf fahrbereiten Kinderfahrzeugen zur Lesung erscheinen. Diese dienten zur Einfahrt und als Sitzgelegenheit während der Lesung. So wollte Gemmel ganz offiziell den Weltrekord für die »größte Autorenlesung in einem Kinderfahrzeug-Drive-In« erzielen. Dafür mussten mindestens 250 Zuhörende mit passendem Kinderfahrzeug an der Lesung teilnehmen.
Aufgereiht vor der Bühne, mit dem nötigen Abstand angeordnet, waren die kleinen Gäste auf Bobby-Cars, Rutschautos, Seifenkisten, Dreirädern und Kettcars erschienen, um sich die mit vollem Körpereinsatz vorgetragene Autorenlesung anzuhören. Und die kam beim jungen Publikum gut an. Mit lautstarkem Geklingel und Gehupe als Applaus-Ersatz, zeigten sie ihre Begeisterung. Auf Basis der Lautstärke kann man bereits ein großes Publikum erahnen, doch reicht die Zahl zum Weltrekord?Schüler, Lehrer und Bürgermeister auf Kinderfahrzeugen
Der oberste RID-Rekordrichter Olaf Kuchenbecker war eigens angereist, um sich selbst ein Bild vom Spektakel zu machen. Akribisch zählte Kuchenbecker die zuhörenden Schüler, die von ihren ebenfalls auf Kinderfahrzeugen sitzenden Lehrern begleitet wurden. Andreas Hackethal, Bürgermeister der Gemeinde Morbach war ebenfalls im Publikum – auf eigenem Kettcar sitzend. Dann wurde es spannend. Hatte es für den Rekord gereicht?
Schließlich verkündet Kuchenbecker das Ergebnis: 382 Zuhörende auf ihren Fahrzeugen wohnten der Lesung bei.
Mit dieser Teilnehmerzahl zertifizierte Olaf Kuchenbecker den Erstrekord für die weltweit »größte Autorenlesung in einem Kinderfahrzeug-Drive-In«, während Stefan Gemmel unter lautem Jubel und Gehupe mit einer RID-Rekordurkunde ausgezeichnet wurde. Ein großer Erfolg. Für Stefan Gemmel und auch für die ganz Kleinen, ohne die der Weltrekord nicht möglich gewesen wäre.Fotos: Björn Berenz