ZUGREISE QUER DURCH DEUTSCHLAND – IM NAHVERKEHR ZUM WELTREKORD

von Olaf

Von Berlin nach Berlin in 76 Stunden 8 Minuten 45,47 Sekunden – Was sich nach einer Rekordverspätung der deutschen Bahn anhört, ist in Wirklichkeit das ambitionierte und erfolgreiche Weltrekordprojekt der »Reisegruppe Niemand«. Diese besteht aus fünf Menschen mit unterschiedlichen Mobilitäts-Einschränkungen, die vom 12. – 15. November 2019 gemeinsam die »schnellste Nahverkehrs-Zugreise zu allen bundesdeutschen Landeshauptstädten« realisiert hatten. Gleichzeitig machten sie damit auf die unzureichende Barrierefreiheit an deutschen Bahnhöfen aufmerksam. Sie sind allesamt Mitglieder beim Netzwerk UNgehindert e.V., das sich gegen die Benachteiligungen von Menschen mit »Behinderung« einsetzt.

Anlass ihres ungewöhnlichen Reisevorhabens war das 25-jährige Inkrafttreten von Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes, nach dem niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt werden darf. Da noch immer nicht alle Bahnhöfe ausreichend umgebaut sind, sollte mit dem Rekordversuch auf den fortwährenden Handlungsbedarf hingewiesen werden. Für diese Botschaft nahmen Aytekin Demirbas, Carola Szymanowicz, Thomas Szymanowicz, Markus Ertl und Rolf Allerdissen einiges in Kauf. Schließlich waren für diese Zugreise quer durch die Bundesrepublik und zurück 348 Zwischenhalte, 28 Bahnhöfe und 29 Umstiege zu meistern. Doch die Reise sorgte auch für angeregte Diskussionen, interessante Begegnungen und viel Engagement. An vielen Zwischenstationen der Reise standen Empfangskomitees bereit, Kaffee und Reiseproviant wurden angereicht und Kundgebungen abgehalten. Zudem erhielt die Reisegruppe immer wieder Verstärkung durch Vertreter aus Politik und anderen Interessengruppen, die auf bestimmten Streckenabschnitten im Zug mitfuhren.

Auch Mitarbeiter der verschiedenen Bahngesellschaften halfen tatkräftig mit, indem sie die Reisegruppe beim Umsteigen unterstützten oder sogar Züge auf die Rekordanwärter warten ließen. So gelang es »Reisegruppe Niemand« trotz kleiner Verspätungen alle Züge zu erreichen und den Reiseplan einzuhalten. Es wurden somit alle Vorgaben für einen erfolgreichen Weltrekord erfüllt, so dass die Rekord-Reisenden nach exakt 76 Stunden 8 Minuten 45,47 Sekunden bei der Wiederankunft in Berlin am 15. November 2019 ihre wohlverdiente RID-Rekordurkunde für die »schnellste Nahverkehrs-Zugreise zu allen bundesdeutschen Landeshauptstädten« entgegennehmen konnten.

Fotos: Rekord-Institut für Deutschland/ Johanna Reumann

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