Hoch hinauf im Fahrradsattel! Guido Kunze aus Mühlhausen in Thüringen (D) sucht immer wieder neue Herausforderungen auf dem Fahrrad. 2014 hatte er sich vorgenommen, mit dem Mountainbike auf den höchsten Vulkan der Welt zu fahren. Vom Meeresspiegel auf den mehr als 6.000 Meter hohen Gipfel.
So hoch, wie noch niemand vor ihm. Für die »höchste mit dem Fahrrad erreichte Höhe« muss ein Rekordjäger auf seinem Fahrrad auf Meeresniveau starten und aus eigener Kraft so hoch wie möglich kommen. Bei der »Fahrradtour der Superlative« kommt es also nicht auf die gefahrene Distanz an, sondern auf die erreichte Höhe über Normalnull.
In Chile – mit dem Fahrrad auf den höchsten Vulkan
Zu überbieten war für Guido Kunze die 6.085-Meter-Marke, die André Hauschke 2010 erreicht hatte. Mehr als ein Jahr hatte sich Kunze intensiv auf die Herausforderung vorbereitet. Im Oktober 2014 reiste der Extrem-Radler dann nach Chile. Denn dort gab es die perfekten geografischen Gegebenheiten für seinen Weltrekordversuch.
Nahe der argentinischen Grenze findet sich der »Nevado Ojos del Salado« mit 6.893 Metern Höhe. Dieser ist der höchste Vulkan der Erde – gemessen ab Meeresspiegel – und der zweithöchste Gipfel Südamerikas. Bereits zwei Wochen vor dem eigentlichen Start begann der Sportler mit der Akklimatisierung an die sauerstoffärmere Höhenluft, um seine Körperleistung auch unter diesen Bedingungen abrufen zu können.Auf zahlreichen Testfahrten gewöhnte er sich an das Bike und den steinigen Untergrund. Das Fahrrad war ein eigens zusammengestelltes Mountainbike mit Rahmenschaltung und extrabreiten Reifen, die auf dem unebenen Boden für den notwemdigen Grip sorgen.
Dann endlich der Starttag: Der Ausgangspunkt für den Weltrekordversuch befand sich in Bahía Inglesa an der Pazifikküste – auf exakt 0 Metern über dem Meeresspiegel. Am 14. Oktober 2014 um 9 Uhr begann dort Kunzes Rekordfahrt. Lautstark wurde er von einer jubelnden Menge aus Schaulustigen, lokalen Politikern sowie seiner Familie verabschiedet. Die Route führte ihn zunächst durch die Stadt Copiapó, danach durch die Atacama-Wüste. In der Wüste machten ihm Hitze und fehlender Schatten zu schaffen.
Immer weiter bergauf – gegen Wind, Kälte und Geröll
Die Landschaft bot wenig Abwechslung – dafür einen kontinuierlichen Anstieg. Doch Kunze hielt durch und erklomm in der Kälte der Nacht den ersten Pass. Trotz der Anstrengung gönnte er sich nur kurze Erholungspausen. Sein Team versorgte ihn immer wieder mit Getränken und Snacks. Er musste an seine Grenzen gehen, um durchzuhalten. Auf 4.482 Metern Höhe beendete der Extremsportler den zweiten Tag und übernachtete an einer Berghütte.
Am Finaltag ging es um alles: wie weit hinauf kann Kunze es schaffen? Starker Anstieg gepaart mit dünner Luft – keine leichten Bedingungen. Auf 5.500 Metern kamen die ersten Schneefelder dazu. Stück für Stück arbeitete sich der Extrem-Radfahrer gegen den starken Wind nach oben. Zwischendurch musste er das Rad sogar schieben.Schließlich erreichte Kunze am 16. Oktober nach 332,6 zurückgelegten Kilometern um kurz nach 18 Uhr eine Höhe von 6.233 m ü.NN. Mit dieser Höhe erzielte Guido Kunze den neuen Weltrekord für »höchste mit dem Fahrrad erreichte Höhe«. Mit dieser Bestleistung bewies der Rekordler erneut Durchhaltevermögen – wir freuen uns schon auf seine nächsten Projekte.
Fotos: Christian Habel