E-AUTO HOLT REKORD ZURÜCK

von Olaf

Spitzen-Motorsport und schnelle Rennwagen, da denkt man zunächst an die Formel 1. Doch auch jenseits dieser automobilen Königsklasse gibt es viele weitere Konstruktions- und Rennwettbewerbe, bei denen es darum geht, die schnellsten oder innovativsten Autos zu bauen und deren Fähigkeiten in Probefahrten unter Beweis zu stellen.

Seit einigen Jahren tummeln sich auch Elektroautos in diesem Bereich. Unlängst erzielte damit eine Gruppe von Nachwuchsingenieuren in Stuttgart (D) einen neuen Weltrekord in der »Formula Student Electric«. Für das GreenTeam der Universität Stuttgart war es nicht die erste Teilnahme an den internationalen Konstruktionswettbewerben »Formula Student«. Seit 2009 baut die Hochschulgruppe innovative E-Rennwagen und konnte bereits Erfolge feiern.

Anlaufschwierigkeiten zur höchsten Beschleunigung

2012 erzielten sie das erste Mal den Weltrekord für die »schnellste E-Auto-Beschleunigung« von 0 auf 100 km/h und holten sich den Titel 2015 zurück, nachdem der Rekord in der Zwischenzeit in die Schweiz und die Niederlande gegangen war. Doch auch das Schweizerische Team vom Akademischen Motorverein Zürich (AMZ) war mehrfach erfolgreich. Zuletzt schraubten sie 2016 die Bestmarke auf 1,513 Sekunden, die seitdem nicht verbessert wurde.

2022 sollte nun endlich wieder das Jahr der Stuttgarter werden. Doch zunächst sah es nicht so aus, als würde es die höhere Beschleunigung tatsächlich von der Planung auf die Rennstrecke schaffen. Das GreenTeam rund um den Vorsitzenden Pavel Polvoni und den Fahrdynamikexperten Mario Goletz musste immer wieder Rückschläge einstecken. So brach der 145 Kilogramm leichte elektrische Flitzer bei einer Testfahrt im Juli 2022 bei hoher Geschwindigkeit aus und krachte in einen Reifenstapel der Streckenabsperrung. Fahrer Diogo Silva war über den Schock hinaus glücklicherweise nichts passiert – der Rennwagen allerdings war stark beschädigt.

Ein weiterer Rückschlag folgte, als am Vortag des geplanten Rekordversuches technische Probleme dafür sorgten, dass dieser auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden musste. Doch die Zeit drängte, je später im Jahr, desto schlechter die potentiellen Wetterbedingungen für eine erfolgreiche Rekordfahrt. Am 23. September 2022 hieß es also: Jetzt oder nie!

Wie schnell beschleunigt der E-Flitzer?

Für eine optimale Beschleunigung braucht es eine optimale Rennstrecke. Diese hatte die Gruppe auf dem Bosch-Gelände Renningen im Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg (D) gefunden. Ein letztes Mal wurde der Reifendruck geprüft, während sich Diogo Silva in voller Schutzmontur ins vollelektrische Rennauto setzte. Dann ging es ganz schnell: Silva gab Gas und schoss davon. War er schnell genug? Tatsächlich: In nur 1,461 Sekunden erreichte der Flitzer 100 Stundenkilometer und holte den Weltrekord für die »schnellste E-Auto-Beschleunigung« zurück nach Deutschland. Stolz gratulierte Professor Wolfram Ressel, der Rektor der Universität Stuttgart, den Studierenden zum Erfolg, bei dem sie ihr theoretisches Wissen erfolgreich und spektakulär in der Praxis anwenden konnten.

Übrigens: Durch das geringe Fahrzeuggewicht im Verhältnis zur Leistung erreicht das Fahrzeug bei Spitzenbeschleunigung eine Kraft von 2,5 g – vergleichbar mit der Kraft, die auf Astronauten und Astronautinnen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre wirkt.

Fotos: Team Greenteam (9), Maximilian Partenfelder (1)

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