BLECHBLÄSER AUS BADEN-WÜRTTEMBERG SPIELEN KIRCHEN-GESANGSBUCH

von Olaf

Ein evangelischer Gottesdienst dauert normalerweise gut eine Stunde. Dazu gehören Gesang, Gebet und Predigt. Doch wie kommt’s, dass zahlreiche Blechbläser an einem Freitag länger als zehn Stunden Kirchenlieder spielen?

Ein Sonntagsgottesdienst war es nicht, am 6. September 2024 im Baden-Württembergischen Köngen (D). Die ungewöhnliche Idee zum Marathon-Kirchenkonzert hatten die Dirigenten, nämlich Walter Hasart (Leiter des Posaunenchores Köngen), Friedrich Veil (Leiter des Posaunenchores Hohengehren) und Matthias Mangold (Leiter des Posaunenchores Nürtingen). Bei Posaunenchor-Auftritten im Normbereich kommt lediglich eine kleine Auswahl an Liedern zum Vortrag – nur ein Bruchteil der 683 Choräle des evangelischen Gesangsbuches, die doch bitteschön einmal komplett am Stück vorgetragen werden sollten.

Verrückte Idee zum 500. Jubiläum

Diese zunächst scherzhafte Überlegung dynamisierte sich in zahlreichen Gesprächen und mündete schließlich in einen offiziellen RID-Rekordversuch. Den passenden Anlass bot das evangelische Gesangbuch, welches im Jahr 2024 sein 500-jähriges Jubiläum feiert. Für den Weltrekord musste mindestens ein Vers aller 683 Gesangbuchlieder in einem öffentlichen Konzert gespielt werden. Und das ohne Unterbrechung!

Insgesamt 72 Musizierende von 11 – 92 Jahren beteiligten sich im Rahmen des Weltrekordversuches am Konzert in der Peters- und Paulskirche in Köngen. Um das Konzert gut durchzuhalten wechselten sich die Teilnehmenden ab – und machten regelmäßig Ess- und Trinkpausen. »Bläser verlieren beim Musizieren viel Spucke, die muss unbedingt ersetzt werden«, erklärt Dirigent Hasart.

Posaunenchor-Marathon vor Publikum

Den Besucherinnen und Besuchern bereitete der Posaunenchor-Marathon viel Freude. Die Nummer des aktuellen Stücks wurde immer vor dem Spielen angesagt, sodass nicht wenige lebhaft mitsangen. Der Beginn der ausgiebigen musikalischen Darbietung wurde den Rekordregeln entsprechend, mit einem eindeutigen kurzen Fanfaren-Signal gestartet. Fast 11 Stunden später, um 02:43 Uhr des Folgetages, ertönte diese Fanfare erneut. Diesmal als Abschlusssignal, begleitet vom verdienten Jubel.

Mit 683 in einem Konzert gespielten Liedern erzielen die Musizierenden den Weltrekord für die »meisten aufeinanderfolgend von einem Musik-Ensemble gespielten Kirchenlieder«. Damit sei gezeigt worden, »wie wir Kirche mit so einer frischen Idee gestalten und beleben können«, erklärte Walter Hasart.

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