Im Februar, wenn das Jahr noch frisch ist, startet üblicherweise die Wintersport-Hochsaison. Während allerdings in vielen Teilen Deutschlands eher nasskaltes, trübes Wetter vorherrscht, gibt es in Österreich Orte, an denen die Seen zuverlässig – zumindest im Moment noch – von einer dicken Eisschicht bedeckt werden. Solche Orte sind es, die Wintersportler in großen Mengen anlocken. Auch Rekordjäger wollen dort häufig neue Weltbestleistungen aufstellen. So fand am 3. Februar 2023 am Weissensee (A) in Kärnten ein Weltrekordversuch im Apnoe-Streckentauchen unter Eis statt.
Holländer »on the rocks«
Mit einer jedes Jahr mindestens 40 cm dick zufrierenden, glasklaren Natureisfläche, umgeben von märchenhaften Bergen und Wäldern zieht der Naturpark Weissensee mit seinem szenischen Anblick jährlich viele Besucher an. Besonders bei Niederländern ist die Eisfläche beliebt: seit 1988 ist dort der Austragungsort für die sogenannte »Elfstedentocht« – eine im 19. Jahrhundert in Friesland begründete 11-Städte-Tour. Ursprünglich führte diese 200 Kilometer weit durch miteinander verbundene Grachten, Seen und Kanäle von elf friesischen Städten. Doch als die Grachten nicht mehr zuverlässig zufroren, musste ein neuer Austragungsort gefunden werden. Seitdem lockt der Weissensee regelmäßig zum Jahresanfang Tausende holländische Eissportler an. Denn zugleich finden dort auch die niederländischen Meisterschaften im Eisschnelllauf und verschiedene Eislaufmarathons statt.
Luft anhalten unterhalb der Schlittschuhläufer
Rekordrichter Olaf Kuchenbecker hatte ebenfalls den langen Weg aus Norddeutschland auf sich genommen, richtete seinen Blick aber unter die Eisschicht. Denn organisiert und angeleitet vom Österreichischen RID-Rekordhalter und Mental-Coach Christian Redl wollte Christoph Strobl dort einen Rekordversuch wagen. Begleitet wurde er vom US-Amerikaner Michael Donaldson. Das Besondere: der deutlich jüngere Strobl hatte dem 83-jährigen Donaldson erst vier Jahre zuvor das Schwimmen beigebracht. Kennengelernt hatten sich der angehende Psychologe Strobl und der Filmrechte-Anwalt Donaldson in den USA, wohin Strobl 2020 auswanderte. Ein Glücksfall, denn nun motivierte der Senior-Schüler seinen Lehrer, den Weltrekordversuch tatsächlich zu wagen.
Und so stieg Strobl ohne wärmenden Neoprenanzug ins Wasser, ausgerüstet mit einer Monoflosse – einer Schwimmflosse, die die Füße Delfinartig miteinander verbindet – und tauchte unter die Eisfläche ab. Mindestens 70 Meter weit musste er tauchen, um den Weltrekord zu holen. Sollte dem Wahl-Amerikaner diese Distanz mit nur einem Atemzug gelingen?RID-Rekordrichter im Sprint
Begleitet von Redl und weiteren Rettungstauchern mit Sauerstoffflaschen schwamm Strobl unter der undurchdringlichen Eisschicht dahin, um an einem der zuvor gesägten Löcher aufzutauchen. Kuchenbecker sprintete vom Einstiegs-Eisloch direkt nach Strobls Abtauchen zum Ausstieg. Dort ließ er den Neu-Rekordhalter nicht lange zittern und zeichnete ihn umgehend mit der begehrten RID-Rekordurkunde aus: mit 70,14 im eiskalten Wasser zurückgelegten Metern erzielt Christoph Strobl den Weltrekord für die »weiteste mit Mono-Flosse unter Eis getauchte Strecke ohne Neoprenanzug (Herren)«.
Übrigens: Bei Apnoe-Weltrekorden unter Eis muss immer für besondere Sicherheitsvorkehrungen gesorgt werden. Zur Orientierung ist 2 Meter unter der Eisoberfläche ein Sicherungsseil angebracht, dem die Rekordjäger folgen. Darüber hinaus sorgen Löcher im Eis alle 25 Meter für Möglichkeiten zum Auftauchen, während Taucher mit Atemgeräten für Notfall-Rettungen im Wasser sind.Unterwasser-Foto: Fredi Media